Pause im Zweiten: Auf sorgenvoll gerunzelten Stirnen der Fragenden sehe ich die Alptraumbilder: „Treppenlift? Windeln für Erwachsene? Rollator? Demenz?“ Nein, da bin ich noch nicht und wenn es so sein sollte, werde ich mich dann damit auseinander setzen.
Jetzt ärgere ich michwie ein Lump, dass ich schon in der zweiten Etage, statt in der dritten pausieren muss, auf dem Weg in den fünften. Mittags schlafen kommt jetzt auch ab und an vor, das ist sehr erfrischend, aber immer noch etwas irritierend. Zu Einladungen ans andere Ende der Stadt fahre ich nicht mehr mit dem Rad, nach dem einen oder anderen Glas Wein ist mir das zu anstrengend. Am nächsten Morgen hängt das Glas Wein zuviel im Tränensack, furchtbar und die Wiederherstellung dauert statt einer, zwei Stunden, mit 30 ging das in 20 Minuten, auch alkoholdurchweicht vom Vorabend.
Ich glaube nicht, dass Senioren, die mit achtzig durch die Mongolei radeln oder mit neunzig einen Paragliding-Kurs absolvieren, besonders gute Vorbilder sind.
Tanzen wie der Lump am Stecken? Natürlich schmeichelt es, wenn man fünf oder zehn Jahre jünger durchgeht als man ist, aber mein Wohlbefinden, wenn nicht grade wieder die Arthrose massiv zuschlägt, hängt nicht mehr davon ab, das ist ein Fortschritt. Sonderbar, merkwürdig und eigenwillig und eigentümlich war ich immer. Früher hieß das kreativ, das hat sich nicht geändert, auch nicht durch das Schreckgespenst „alt sein“, über 60 sein, es ist nur gespickt mit ärgerlichen Vorurteilen, wirklich schade. Das Langsamerwerden passt mir überhaupt nicht, mehr Pausen brauchen finde ich blöde, vor allem wenn ich beschäftigt bin mit Arbeit, die mir wirklich Spaß macht. Oder zum Beispiel nicht mehr tanzen wie der Lump am Stecken, weil nach drei, vier Stücken die Puste eine Zwangspause verlangt, ist auch etwas bedauerlich.
Noch ohne Krücke
Trotzdem, beim nächsten Geburtstag, der kein Runder ist, aber rund gefeiert, wird getanzt, wie der Lump am Stecken, noch ohne Krücke. Ich möchte nicht noch mal 20, 30, 40… sein, nein, der Gedanke ist schrecklich, auch wenn das gute Jahre waren. Gute Jahre im lebendigen Leben habe ich jetzt auch, was ich alles nicht mehr brauche und machen muss, weil das Hirn genauer hindenkt, erfreut mich täglich und an das ächzen auf der Treppe werde ich mich gewöhnen, langsam, mit Pause im zweiten Stock.
Überall warten
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