konsumfaktor
Lebensart

Der will-haben-Konsumfaktor

Der Zustand unserer Republik ist nicht gerade rosig. Überall Korruption in Politik und Wirtschaft. Endlose Hartz-IV-Diskus­sionen. Dazu kommt ein niedriges Bildungs­niveau. Hilft da nur noch Konsu­mieren und Spaß haben? Gesell­schaft kann verändert werden.

Neue Lebens­formen, weg vom gültigen Werte­system, könnten mögli­cher­weise Lösungen zum bestehenden Desaster bringen. Verän­de­rungen und Mutige, die dafür Worte und Argumente finden, fehlen heute. 

Rudi Dutschke, der dieses Jahr 79 geworden wäre, war getrieben von dem Wissen: „Gesell­schaft kann verändert werden.“ Die Frage: Arbeiten um zu leben oder Leben um zu Arbeiten stellt sich neu. Arbeit für alle gibt es nicht mehr und voraus­sichtlich wird sich das in abseh­barer Zeit auch nicht verändern.

Darauf noch ein Creme-Schnittchen
Jedes Jahr ein neues Handy? Den 14. schwarzen Pullover? Das so schicke 24-Teile-Designer-Service für einen Single? Muss ich unbedingt auf die Malediven? Als Schnäpp­chen­jäger wird das nicht besser, 37 Schnäppchen die ich nicht brauche, kosten auch Geld. Wenn man sich mal die Mühe macht und alle Schränke, Kisten, Kasten und Keller ausräumt, stapelt sich Überflüs­siges bis zur Decke, ein heilsamer Schock. Der Werbe­spruch: „Man gönnt sich ja sonst nichts“, Malteser Aquavit, augen­zwin­kernd präsen­tiert vom dicken Günter Strack, geistert wahrscheinlich heute noch in den Köpfen rum, vor allem in denen zu dicker Menschen. Darauf noch ein Creme-Schnittchen, hilft nur den Speck­röllchen. Nach dem Ärger im Job, mit Freunden oder Partnern, rennen viele los und „gönnen“ sich was. Der Konflikt, das Problem ist damit zwar nicht behoben, aber gut verdrängt und in die Ecke gestellt. Mit neuen Schuhen schreitet man lockerer darüber hinweg. Solange das Geld dafür vorhanden ist, aber was ist, wenn man sich das nicht mehr leisten kann?

Nichts wird, nichts ist, nichts bleibt im Himmel und auf Erden, als diese zwei: Das ein’ ist das Tun, das andre Werden.

Was brauche ich? Was man alles braucht, oder besser nicht braucht, das heraus­zu­finden lohnt sich. Den Eigenwert über Dinge zu definieren, funktio­niert nicht. Das Shirt von Dolce & Gabbana lässt den Selbstwert nicht wachsen und gibt einem keine tragende Persön­lich­keits­struktur. In Umfragen, nach dem, was uns wichtig ist, kommen mehrheitlich ethisch hohe Werte zu Tage. Arbeit, Wahrheit, Gerech­tigkeit, Hilfs­be­reit­schaft, Partner­schaft, Reichtum, Freude, Kommu­ni­kation; und das gibt es nicht zu kaufen.

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Was ist mir wichtig? Der Rest kann weg
Der Frühlingsputz steht schon vor der Tür, gute Gelegenheit gleich mal auszu­misten. Wohltu­ender Freiraum zeigt sich, Frische breitet sich aus, es gibt mehr Platz zum Denken, schweben, Sein. Abstauben wird ein Kinder­spiel und die Wohlfahrt freut sich über Ihre Gaben. Oder man trägt alles in Second-Hand-Shops und gutes, brauch­bares wird freudig weiter verwendet. Verän­derung in der eigenen, kleinen Welt ist ein Anfang. Wir müssen nicht gehetzt, als manipu­lierte Konsu­menten hinter Marken­ar­tikeln her sein, es ist unsere Entscheidung. Die Leistungs­ge­sell­schaft bedient in erster Linie die Wirtschaft und die Wirtschaft liegt am Boden. Wer Arbeiten will, bekommt auch Arbeit, stimmt nicht mehr. Neue, andere Werte müssen gefunden, geschaffen werden. Neue Dinge, Sachen, Zeug, was wir nicht brauchen, aber kaufen sollen, lösen nichts.

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1 Kommentar zu: Der will-haben-Konsumfaktor

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